Chronik
Im Jahr 2001 blickt die Fördergemeinschaft zur Information der Hochschullehrer für das Bauwesen auf ihre 50jährige Tätigkeit zurück, und dieses Jubiläum ist in etwa im Privatleben mit der Goldenen Hochzeit vergleichbar. Gemeinsam ist beiden, man blickt ein halbes Jahrhundert zurück und zieht Bilanz. Und für die Fördergemeinschaft muss der Chronist feststellen, dass es zusätzlich auch ein 70- und 10-jähriges Jubiläum gibt.
Im Jahre 1951 riefen einige beherzte Dozenten der Ingenieurschulen für das Bauwesen eine Vorgängereinrichtung aus den 30er Jahren ins Leben zurück, die sie selbst noch kennen gelernt oder von der sie aus Gesprächen mit älteren Kollegen erfahren hatten. Die neue Fördergemeinschaft war anfangs eine Selbsthilfeeinrichtung und sollte das Ziel verfolgen, gemeinsam mit allen Bereichen der Bauwirtschaft auf Fachtagungen und Exkursionen die Dozenten für die Ausbildung junger Bauingenieure und Architekten mit neuen Erkenntnissen, Baumethoden und Baumaterialien vertraut zu machen. Im Jahr 2001 blickt die Fördergemeinschaft zur Information der Hochschullehrer für das Bauwesen auf ihre 50jährige Tätigkeit zurück, und dieses Jubiläum ist in etwa im Privatleben mit der Goldenen Hochzeit vergleichbar. Gemeinsam ist beiden, man blickt ein halbes Jahrhundert zurück und zieht Bilanz. Und für die Fördergemeinschaft muss der Chronist feststellen, dass es zusätzlich auch ein 70- und 10-jähriges Jubiläum gibt.

Die erste Fachtagung fand im September 1951 in Hamburg zum Thema Straßenbau statt. Zur Verbesserung ihrer Arbeit wurde die Fördergemeinschaft im Oktober 1953 in einen rechtsgültigen Verein überführt. Die vorangegangenen Veranstaltungen für die Lehrenden in den 30iger Jahren betrafen nur die Gebiete des Straßenbaues, denn das Kraftfahrzeug stellte grundlegend andere Ansprüche als die von Tieren gezogenen Fahrzeuge früherer Jahrhunderte.
Um dafür die erforderlichen Ingenieure heranzubilden, mussten zuvor die Dozenten mit diesen grundlegenden Veränderungen vertraut gemacht werden. Denn wer zu dieser Zeit an den Staatsbauschulen unterrichtete, hatte vor dem ersten Weltkrieg oder gar zur Jahrhundertwende studiert und da war das Auto erst wenige Jahre alt und selten vorhanden. Inzwischen stieg die Zahl der Kraftfahrzeuge und dafür waren neue Verkehrswege, also “Kraftwagenstraßen“ nötig. Das erforderte eine neue und weitgehend einheitliche Linienführung und Knotenpunkte ohne kreuzenden Verkehr. Auch wurden die Nutzfahrzeuge (LKW und Busse) immer schwerer und deshalb musste mehr Aufmerksamkeit auf den Straßenuntergrund gelegt werden.
Diese Veranstaltungen vor dem Kriege wurden von staatlicher Seite durchgeführt und auch finanziert, denn die Ausbildung an den Staatsbauschulen war vom Lehrplan bis zur Abschlussprüfung in ganz Deutschland einheitlich. Das erleichterte die Sache wesentlich, weil überall die gleichen Grundvoraussetzungen bestanden. Die 1951 gegründete Fördergemeinschaft musste ihr Ziel unter ganz anderen Bedingungen erreichen. Die Kulturhoheit lag bei den Ländern und deshalb war das Studium an den Ingenieurschulen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Das ist auch nach Gründung der Fachhochschulen so geblieben. Nur die ersten Jahre konnte die Fördergemeinschaft auf Hilfe von Regierungsstellen bei Organisation und Durchführung rechnen und bekam auch kleine finanzielle Unterstützung. Aber das dauerte nicht lange und 1971 stellten die Kultusminister der Länder jegliche Unterstützung ein. Seither müssen sämtliche Kosten durch Mitgliedsbeiträge der Wirtschaft und durch Spenden bestritten werden. Alle Tätigkeiten, von der Organisation bis zur Durchführung, erfolgen von Anfang an durch ehrenamtlichen Einsatz des Vorstandes.
Dazu ist auch festzuhalten, dass die Fördergemeinschaft seit 1951 Fachtagungen fast immer mit Besichtigungen zu allen Gebieten der Bauingenieur- und Architektenausbildung durchführt, nicht nur zu Straßenbau. Trotz dieser erheblichen Ausweitung hat die Fördergemeinschaft das gesteckte Ziel der Weiterbildung für die Dozenten voll erreicht. Wie gut diese Tätigkeit beurteilt wird, betätigen immer wieder die Teilnehmer. Es geht aber ganz besonders aus der positiven Resonanz der Bauwirtschaft hervor. Die anderen Zweige der Ingenieurausbildung (Maschinenbau, Elektrotechnik usw.) betonen des Öfteren, dass sie eine gleiche Einrichtung für ihre Dozenten sehr vermissen.
Die Fördergemeinschaft war zu ihrer Gründung 1951 gesamtdeutsch angelegt und deshalb wurden auch die Dozenten der Bauschulen der damaligen fünf Länder der Elbe eingeladen. Das hat nie richtig funktioniert, denn es kamen nicht nur Fachdozenten, sondern auch als „Assistenten“ getarnte linientreue Funktionäre des SED-Regimes. Von diesen so genannten Assistenten waren auch Berichte über die Referenten und Dozenten der Bundesrepublik angefertigt worden. Da diese Machenschaften durchschaut wurden, kamen bald weniger und so llief die gesamtdeutsche Tätigkeit aus. Der entscheidende Wegbereiter der Fördergemeinschaft seit Beginn 1951 war Herr Dr. Weiß aus Oldenburg, dessen hohe Verdienste an anderer Stelle der Festschrift gewürdigt werden.
Die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Tätigkeit der Fördergemeinschaft ist eine gute Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft und -industrie. Diese begann mit einigen Unternehmen und wegen deren guter Erfahrungen kamen immer mehr hinzu. Inzwischen gibt es mit einer Reihe von Unternehmen turnusmäßig neue Fachtagungen. Auf jeden Fall aber dann, wenn neue Entwicklungen oder Produkte vorzustellen sind, damit diese sofort Eingang in den Lehrbetrieb finden. Schnell hatte man bei den Mitveranstaltern festgestellt, dass auf diesem Weg, natürlich mit einigen Jahren Verschub, die Unternehmen den Nutzen über neue junge Ingenieure zurückbekommen. Ganz einfach ausgedrückt, die Zusammenarbeit mit der Fördergemeinschaft ist Zukunftswerbung.
Bei einem Rückblick über 50, oder gar 70 Jahre, kann der Chronist unmöglich auf die einzelnen Veranstaltungen eingehen. Trotzdem sollen bedeutende neue Wege der Fördergemeinschaft bei Fachtagungen dargelegt werden, weil diese auf die weitere Tätigkeit nicht ohne Einfluss geblieben sind. Alle Fachtagungen bis Mitte der 80iger Jahre fanden in Westdeutschland statt. Doch die Berufstätigkeit der Architekten und Bauingenieure ging in immer stärkerem Umfang über die Grenzen hinaus, nicht zuletzt durch die Bedeutung der EWG und dann der EG. Dem trug die Fördergemeinschaft Rechnung und richtete ihren Blick für die Zukunft über die Grenzen Deutschlands hinaus. Mit der Fa. Liebherr wurde der Anfang gemacht und im Juni 1988 eine Fachtagung mit Besichtigung in Colmar/Elsaß durchgeführt. In dieser Stadt hatte Liebherr eine moderne Fertigung für alle Typen Bagger aufgebaut und daran sollte gezeigt werden, welche Bedeutung das in Zukunft für die Bauwirtschaft hat. Diesem ersten Schritt folgten bald weitere Fachtagungen in Holland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern, also auch über die Grenzen der EG hinaus. Heute sind solche Tagungsorte bereits eine Selbstverständlichkeit.
Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte im Herbst 1990. Für ihre nächste Fachtagung äußerte die Fa. TractoTechnik die dringende Bitte, auch Teilnehmer von den Ingenieurschulen für Bauwesen aus dem Gebiet zwischen Erzgebirge und Ostsee einzuladen. Dieser Wunsch stieß beim Chronisten auf offene Ohren, denn damit konnte der Zustand wie bei der Gründung der Fördergemeinschaft 1951 wieder hergestellt werden. Das größte Problem in der Vorbereitung war die Beschaffung der Anschriften der entsprechenden Studieneinrichtungen für das Bauwesen in dem wieder vereinigten Gebiet. Alle Behörden und Dienststellen versagten oder gaben keine Antwort. Erst ein privater Draht brachte das richtige Ergebnis. Die danach an die Rektoren dieser Ingenieurschulen gerichteten Schreiben mit Vorstellung der Fördergemeinschaft und der Anfrage über Teilnahmeinteresse an Fachtagungen wurden mit Zustimmung und Erwartung beantwortet. Nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden erfolgten die Einladungen, denn diese Ingenieurschulen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht Mitglied der Fördergemeinschaft. Im Frühjahr 1991 fand dann die erste gesamtdeutsche Fachtagung statt und deshalb können wir jetzt gleichzeitig das 10-jährige Jubiläum feiern.
Gemäß Absprache mit dem Veranstalter wurden die neuen Teilnehmer für einen Tag früher nach Saalhausen im Sauerland eingeladen. Der erste Tag diente dazu, diese Teilnehmer über die Fördergemeinschaft und deren Ziele und Tätigkeiten zu informieren, während sie erläuterten, wie die Ingenieurausbildung bisher verlief und welchen Anpassungsproblemen die Dozentenschaft gegenüberstand; für beide Seiten sehr interessante Gespräche. Danach gab es zwei Einführungsreferate. Am nächsten Tag verlief die erste gesamtdeutsche Fachtagung mit sehr positiven Eindrücken aller Teilnehmer. Seither gibt es nur noch gemeinsame Fachtagungen. Bei der nächsten Vorstandssitzung der Fördergemeinschaft wurden diese Ingenieurschulen, heute auch Fachhochschulen, in die Fördergemeinschaft offiziell als Mitglieder aufgenommen. Dem musste zwangsläufig folgen, dass die Fördergemeinschaft in den neuen Bundesländern auch Veranstaltungen durchführt. Es war die Zementindustrie; sie lud 1993 zur ersten Fachtagung an die Saale nach Halle und Bernburg ein. Dem folgten seither auch andere Veranstalter. Damit ist die Chronik zum Goldenen Jubiläum der Fördergemeinschaft geschlossen und im Jahre 2051 werden unsere Nachfolger Bilanz ziehen über die hoffentlich ebenso erfolgreichen zweiten 50 Jahre.
Prof. Dipl.-Ing. Wolfgang Pietzsch
(anläßlich des 50jährigen Jubiläums)